Elektromobilität: Die Situation der Ladestellen in Europa – Teil 2
19. April 2022

Ladestellen Faircom Elektromobilität

Es stimmt, die öffentlichen Ladestationen, die laut Gesetz das Ad Hoc Laden ohne vertragliche Bindung ermöglichen müssen, schießen “wie Pilze aus dem Boden”. Doch dabei spielen große regionale Unterschiede und Probleme in Europa eine wichtige Rolle. Sie müssen von Land zu Land unterschiedlich angegangen werden. Es deutet sich aber jetzt schon klar an, dass wir in Europa auf eine Zweiklassengesellschaft in Sachen Elektromobilität zusteuern. Nur wird diese Zweiklassengesellschaft erheblich mehr Folgeprobleme bewirken, da bei allen Transportfragen wesentliche wirtschaftliche Belange betroffen sind. Zum einen geht es um die reine Zahl an Ladestationen. In den Niederlanden gibt es bereits seit einigen Jahren einen fast nicht einholbaren Vorsprung. Mit 66.600 Ladestation stellte das eher kleine Land im Jahre 2020 30% aller europäischen Stationen. Das nach Einwohner fast fünfmal so große Deutschland brachte es man gerade auf knapp 45.000 Stationen, noch hinter Frankreich auf dem dritten Platz. Doch wie sieht das dagegen erst in Polen mit 1.700 oder in der tschechischen Republik mit 1.200 Möglichkeiten des öffentlichen Ladens aus? Ganz zu schweigen von Griechenland mit 275 und Bulgarien mit 194 Plätzen.

Hinzu kommen die Unterschiede in der technischen Ausstattung. Zwischen einer modernen Schnellladung und der privaten oder veralteten langsamen Ladung mit unter 22 kW liegen lange Stunden des Wartens. Während es in den osteuropäischen Staaten derzeit einmal an der geringen Zahl der Elektroautos und der damit geringen Nachfrage hapert, ist es in den wirtschaftlich mächtigen Ländern wie Deutschland nicht so gut um die Infrastruktur in den Ballungsräumen bestellt. Infrastruktur meint hier die aufgrund hoher Grundstückspreise und wenigen Parkplätzen geringen Möglichkeiten gewinnbringende Ladestationen zu errichten, die eben nicht auf Autobahnen liegen. Dabei ist eine weitere Problematik noch gar nicht benannt worden. Das ist die unglaubliche Diversifizierung der Anbieter, Technologien und Software-Bedingungen, die heute noch beim Betrieb, der Zugänglichmachung von Ladestationen und der Bezahlung für das Laden existiert. Das erinnert an die Zeiten des Goldrausches, als es vor der Konzentration auf eine überschaubare Zahl von Unternehmen buchstäblich Millionen einzelner Goldgräber gab.